Zwischen Technischer und Fundamentaler Marktanalyse – Ein Streifzug durch die Tiefen der Finanzwelt

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By Peter Richter

Der Kleinanleger blickt schon machmal ehrfürchtig auf den glamourösen Kosmos der Börsenwelt. Da versprechen Theorien die Kontrolle über die wilden Preisbewegungen der Aktien und suggerieren die Fähigkeit, die Zukunft zu deuten.

Doch ist das alles nur ein Seifenblasengespinst? Oder steckt hinter diesen Börsenhypothesen eine Logik, die tatsächlich nutzbar ist für den schlichten Anleger?

Es ist Zeit, Licht ins Dunkel zu bringen!

Der schlafende Drache erwacht – Der Perlenstrang der Elliott-Wellen-Theorie

Im sprunghaften Tanz der Aktienkurse erkannte der Analyst Ralph Nelson Elliott geheimnisvolle Muster. Basierend auf den menschlichen Emotionen Angst und Gier zeichnete er ein Wellenmuster – der reinste Perlenstrang an Bewegungen. Diese Wellen können vielfältig sein: Bezogen auf ihren Umfang wie gigantische Ozeanwellen oder doch eher sanfte Bachplätscherwellen?

Größere Wellen verschlingen dabei kleinere Wellen, der Drache erwacht und beherrscht das Börsengeschehen. Im günstigsten Fall lässt sich so die nächste große Welle vorhersagen. Klingt das kompliziert? Ist es auch!

Doch auch für den Kleinanleger kann die Elliott-Theorie hilfreich sein – wenn er sich denn in die Tiefe der Ozeanwellen wagt. Sie lehrt uns, dass es immer Phasen gibt, in denen uns die Börsenwellen sanft in die Höhe heben, nur um uns dann wieder gnadenlos zu verschlingen. Geduld und eine ausgewogene Diversifikation sind hier das A und O.

Folge dem Licht – Auf Kurs mit der Dow-Theorie

Charles H. Dow, einer der Gründer des Dow Jones Industrial Average, entwarf eine Theorie, die tatsächlich weniger dunkle Magie und mehr vernünftige Herangehensweise zu sein scheint.

Er erkannte, dass Börsenkurse in Trends verlaufen: Aufwärtstrends, Abwärtstrends, seitwärts – ähnlich wie ein Zug, der sein Ziel ansteuert. Auf Basis von Hoch- und Tiefpunkten im Kursverlauf lässt sich mit der Dow-Theorie der aktuelle Trend bestimmen, und sobald dieser „das Licht am Ende des Tunnels erblickt“, kann man davon ausgehen, dass der Trend sich ändert.

Aber Vorsicht: Wie bei einem alten Dampfzug, der an Fahrt verliert, ist auch der Trendwechsel nicht abrupt. So kann sich der Kleinanleger an dieser Herangehensweise orientieren, sollte aber dabei im Hinterkopf behalten, dass die Kursentwicklung oftmals trügerisch sein kann. Der Weg zum Ausstiegspunkt sollte also wohlüberlegt sein.

Zeichne den Himmelsweg – Die Gann-Theorie

Der legendäre W.D. Gann, erfolgreicher und bei zeitgenössischen Börsianern umstritten, setzte Mathematik und Geometrie in den Dienst der Aktienanalyse. Mit Hilfe seiner „Gann-Winkel“ versuchte er, zukünftige Preisentwicklungen vorherzusagen.

Kurs und Zeit stehen in einem festen Verhältnis zueinander – der Himmelsweg der Aktien wurde in ein geometrisches Labyrinth verwandelt. Kann man also wie Gann mit Hilfe von Winkeln und Zahlen zum Börsenerfolg gelangen? Zweifelhaft.

Auch wenn Mathematik ihre Rolle spielt – die Börse bleibt unberechenbar und ein gewisses Bauchgefühl wird uns weiterhin begleiten müssen. Dennoch kann dieser Ansatz für fortgeschrittene Anleger interessante Anregungen bieten.

Der goldene Schnitt – Fibonacci auf der Überholspur

Leonardo von Pisa, auch bekannt als Fibonacci, stellte eine einfache Zahlenfolge vor, die sich als der goldenen Schnitt in der Natur, Kunst und – richtig, auch an der Börse – wiederfindet. Fibonacci-Retracements nutzen eben jene Zahlenfolge, um potenzielle Unterstützungs- und Widerstandsbereiche zu finden.

So können wir bei Erreichung dieser Retracement-Level bestimmte Reaktionen des Marktes erwarten und unsere Trades entsprechend planen. Obwohl Fibonacci beruhigender und fast schon poetisch wirkt, sollten Kleinanleger beachten, dass auch diese Methode lediglich auf Wahrscheinlichkeiten basiert. Auch hier ist das Risikomanagement von großer Bedeutung.

Analysen

Formen und Figuren – Die Welt der Chartmuster

Jeder, der schon einmal eine Kerze in einem Chart mit mehreren Hochs und Tiefs gesehen hat, kennt sie: Symmetrische Dreiecke, Rechtecke, Kopf-Schulter-Muster. Sie sind die Rockstars unter den Chartmustern und viele Trader interpretieren in ihnen den Takt der Börse.

Kennst du den Tanz, kennst du das nächste Lied – so die These.

Die Vielfalt der Muster scheint fast unendlich und kann durchaus abschreckend sein. Doch für uns Kleinanleger sind sie unter Umständen nützlich. Sie bieten einen Anhaltspunkt, an dem wir unsere Entscheidungen ausrichten können. Allerdings gilt auch hier: Keine Formation ist hundertprozentig sicher. Mut zur Lücke muss also manchmal sein.

Zusammenziehung und Entspannung – das kaleidoskopische Zusammenspiel

Es ist wie beim Yoga – Aktives Handeln und bewusste Entspannung.

Indem wir uns die verschiedenen Analysemethoden anschauen, sind sie wie verschiedene Yoga-Positionen, die alle dazu dienen, unser Körperbewusstsein zu stärken.

Die Elliott-Wellen-Theorie lehrt uns, dass wir uns auf Schwankungen vorbereiten müssen.

Der Dow erinnert uns daran, über den aktuellen Trend nachzudenken.

Mit Gann starten wir mit komplizierteren Berechnungen.

Fibonacci verzaubert uns mit goldenen Schnittmustern.

Und die Chartformen zeigen uns, wie wir unsere vorgefertigten Wahrnehmungsfilter auf die Kursbewegungen anwenden können.

Doch es wäre fahrlässig, zu glauben, dass eine dieser Methoden ein Allheilmittel darstellt. Jede Methode hat ihre Stärken und Schwächen und es ist unsere Aufgabe als Anleger, sie zu unseren Gunsten zu nutzen.

Nur durch Übung lernen wir, diese Werkzeuge richtig einzusetzen. Ein ausgewogenes Portfolio, ein solides Risikomanagement und berechenbare Verluste sind die Eckpfeiler, auf denen unser Börsenerfolg steht.

Wie Einstein einst sagte: „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“

Lass uns dieses Zitat als Vermächtnis nehmen und uns daran erinnern, dass wir immer wieder neu lernen und unser Handeln anpassen müssen, um in der wilden Welt der Börse bestehen zu können.

Bleib wachsam und offen für neue Lernmöglichkeiten. Denn letztlich ist es das unendliche Lernen und Anpassen, das uns am Ende des Tages zu erfolgreichen Anlegern macht.

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